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Den wissenschaftlichen Stil verbessern (I): Bewusster Schreiben

Um eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben, benötigt man vor allem Kreativität, Sprachgefühl und Intuition – wer so denkt, wird leider nicht weit kommen…

Was wissenschaftliches Schreiben ist

Wissenschaftliches Schreiben ist zunächst keine Frage des Stils, sondern des Inhalts. Es ist nicht die Frage, wie viele Fußnoten gesetzt wurden und wie viele Literaturangaben in der Bibliographie auftauchen, sondern die Frage, wie treffend die ausgewählte Literatur ist, wie intensiv sie studiert wurde und ob die Schlussfolgerungen logisch belegt werden können. Es ist nicht die Frage, wie viele Argumente und Gegenargumente gefunden und verglichen werden, sondern wie stichhaltig diese sind. Es ist nicht die Frage, ob der Autor intellektuelle oder moralische Überlegenheit durch seinen Text ausstrahlen möchte, sondern die Frage, ob es ihm gelingt, seine Gedankengänge mit wissenschaftlichen, nachvollziehbaren Methoden zu belegen.

Vom Schreiben zum Stil

Dennoch hat der Stil einer wissenschaftlichen Arbeit eine gewichtige Rolle, da er darüber mitentscheidet, ob Leser irgendwann ermüdet und gelangweilt aufgeben, oder aber mit Interesse bis zum Ende liest. Auch wenn dies – genau genommen – wissenschaftlich nicht relevant ist.
Inhalt geht, zumindest innerhalb der ernsthaften wissenschaftlichen Betätigung immer vor Stil – auch wenn hier und da versucht wird, mit gekonnten Formulierungen über fehlende Inhalte hinwegzutäuschen oder auch die Unwissenheit des Autors in Detailfragen zu vertuschen.
Bewusstes wissenschaftliches Schreiben bedeutet, die in einem Text behandelte Thematik durchdrungen zu haben, noch bevor der erste Satz geschrieben wird. Je intensiver das Material beherrscht wird, umso leichter fällt es schließlich auch, dies in eine für den Leser ansprechende Form zu bringen. Im Idealfall – vor allem dann, wenn die Erkenntnisse durch längere, umfangreiche Literaturstudien erworben und wieder und wieder reflektiert wurden – ergibt sich der Stil dann automatisch – ohne großes Nachdenken.
Es zeichnet gerade wissenschaftliche Texte zu hochkomplexen Themen aus, wenn der Autor in der Lage ist, diese auf verständliche Weise darzulegen.

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